Deutsche Bergsteiger am Ararat entführt
Mittwoch, 9. Juli 2008
Am Dienstag, den 08. Juli 2008 wurden drei deutsche Bergsteiger aus Bayern von Rebellen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei entführt. Sie gehörten zu einer 13-köpfigen Gruppe, die den Berg Ararat besteigen wollten. Der Ararat ist mit 5165 Metern der höchste Berg der Türkei, auf ihm soll die biblische Arche Noah gelandet sein und er liegt an der Landesgrenze zur Armenien.

Das Greencamp in 3200 m am Ararat- Ort der Entführung.
Das Auswärtige Amt der deutschen Bundesregierung berief seinen Krisenstab ein, die Bundesanwaltschaft leitete ein Strafverfahren gegen unbekannt wegen Geiselnahme und Nötigung von Verfassungsorganen ein. Hintergrund der Entführung ist – so vermutet man – der Protest gegen das Vorgehen deutscher Behörden gegen die Anhänger der kurdischen Arbeiterpartei.
Die drei Bergsteiger stammen aus Ober- und Niederbayern und waren mit dem Reiseveranstalter SEB-Tours zu einer Ararat-Besteigung aufgebrochen. Gegen 23.00 Uhr Ortszeit, bei Dunkelheit, wurden sie am Dienstagabend in rund 3.200 Meter Höhe von bewaffneten Männern entführt. Dort befindet sich der Platz des sog. Green-Camps, wo Bergsteiger normalerweise ihr erstes Lager errichten.
Eine bayerische Kriminalbeamtin war Mitglied der Reisegruppe. Sie hatte ihre Dienststelle unmittelbar nach der Entführung telefonisch kontaktiert.
Die entführten drei Bergsteiger wurden wahllos aus der Trekkinggruppe herausgegriffen. Waffengewalt ist dabei nicht angewandt worden. Die anderen Mitglieder der Bergsteigergruppe sind nicht verletzt worden. Die Gruppe ist dann am frühen Mittwochmorgen vom Ararat abgestiegen. In der nächstgelegenen Ortschaft wurde sie von türkischen Behörden betreut.
SEB-Tours erklärte, die Gruppe sei seit Sonntag, dem 07.07. am Ararat unterwegs. Dort sei sie, wie behördlich vorgeschrieben, von türkischen Bergführern geleitet worden. Zuvor sei eine deutsche Reiseleitung, darunter der Inhaber von SEB-Tours, für die Bergsteiger zuständig gewesen. Die Bergsteiger seien am 29. Juni aus Deutschland aufgebrochen und sollten am Freitag, den 11.07. wieder in Deutschland zurück sein.

Kurdische Kinder am Ararat.
Der Gouverneur der Provinz Agri, Mehmet Cetin, erklärte unmittelbar nach dem Vorfall, die türkischen Truppen hätten eine Aktion zur Rettung der Deutschen gestartet.
Vom deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier war zu vernehmen, dass der gebildete Krisenstab in Verbindung mit den Verantwortlichen in der Türkei sei und sich sehr bemühe weitere Aufklärung zu erhalten. Außerdem werden alles unternommen, um einer baldigen Freilassung zu erreichen
Hintergrund zur Entführung am Ararat
Seit dem Jahr 1984 kämpft die für eine Autonomie der ostanatolischen Region. Anfang der 90er Jahre entführte sie mehrfach ausländische Touristen im Südosten der Türkei. Diese wurden sämtlich wieder freigelassen. Gouverneur Cetin erklärte, es handele sich offenbar um Protest gegen das Vorgehen der deutschen Behörden gegen PKK-Anhänger im letzten Monat: das Bundesinnenministerium hatte am 19. Juni 2008 jegliche Unterstützung des in Dänemark ansässigen kurdischen Senders Roj TV verboten. Dieses Betätigungsverbot für den kurdischen Fernsehsender Roj-TV wurde vom Bundesinnenministerium damit begründet, dass Roj TV als Sprachrohr der verbotenen PKK diene. Roj TV propagiere Gewalt als Mittel zur Durchsetzung der Autonomiebestrebungen der PKK und werbe auch Guerillakämpfer für den bewaffneten Konflikt mit der Türkei an. Die in Wuppertal beheimatete TV-Produktionsgesellschaft Viko Fernseh Produktion GmbH wurde aus diesem Grunde aufgelöst. Bereits am 7. Mai waren die Geschäftsräume durchsucht worden. Das Vermögen wurde beschlagnahmt.
In diesem Zusammenhang hatte das Auswärtige Amt bereits seit über eine Woche in Reisehinweisen von Reisen in die Provinzen Hakkari, Sirnak und Mardin sowie das Gebiet um Siirt gewarnt, da infolge der deutschen Maßnahmen gegen Roj TV Gefährdungshinweise gegeben seien. Der Ararat liegt allerdings 250 km nördlich der bedrohten Provinzen.
Sicherheitslage am Ararat
Bisher hat es nie Hinweise auf eine Gefährdung für Touristen in dieser ostanatolischen Region gegeben. Der Ararat ist im Jahr 2001 von den türkischen Behörden für eine Besteigung freigegeben worden. Zuvor war er wegen des Kurdenkonflikts seit 1992 für Ausländer gesperrt gewesen. Das Gebiet um den Ararat wird militärisch kontrolliert. An allen Zufahrtsstraßen stehen Militärposten, die eine Personenkontrolle durchführen. Grade auch deshalb konnte man von einer guten Sicherheitslage sprechen.
Donnerstag, 10.Juli 2008
Die Entführer der deutschen Bergsteiger haben zunächst bekannt gegeben, die Geiseln alsbald wieder freilassen zu wollen.
Nun ist auch ihr Totmotiv bekannt. Die Entführer hatten- so Presseberichte – gegenüber den anderen Mitgliedern der Bergsteigergruppe geäußert, es läge in der harten Haltung Deutschlands gegenüber der PKK. So sei die PKK im Jahre 1993 in Deutschland verboten worden und Deutschland habe die PKK in die europäische Terrorliste aufgenommen.
Jetzt stellen die PKK Rebellen aber direkte Bedingungen an die deutsche Regierung: sie soll ihre feindliche Politik gegenüber der PKK und dem kurdischen Volk einstellen. Was mit feindlicher Politik gemeint ist, wird nicht gesagt. Solange die Bundesregierung ihre Politik nicht ändere, kämen die Geiseln nicht frei. Zudem müsse die Türkei ihr militärisches Vorgehen gegen die PKK beenden.
Der Bundesaußenminister erklärt, die deutsche Regierung würde sich nicht erpressen lassen.
Aktuell besteht also wenig Hoffnung auf ein schnelles Ende des Geiseldramas.
Die türkische Regierung wird von den Geiselnehmern aufgefordert, alle militärischen Operationen am Berg Ararat zu unterlassen, da dies das Leben der Geiseln gefährde.
Die türkische Regierung sperrt heute auf unbestimmte Zeit den Ararat für Touristen. Sämtliche bergsteigerischen Aktivitäten müssen eingestellt werden. Bergsteigergruppen müssen ihre geplante Besteigung abbrechen.
Die restlichen Teilnehmer der Bergsteigergruppe sind heute in der türkischen Stadt Van angekommen und von dort weiter nach Ankara geflogen. Es wird bekannt, dass die Alpenverein-Sektion im bayerischen Kelheim die Reise organisiert hatte. Ihr Vorsitzender ist eine der Geiseln. Der 65-Jährige habe sich selbst als Geisel zur Verfügung gestellt, da er sich als Organisator verpflichtet gefühlt habe, erklärte seine Schwester. Unter den Geiseln ist auch ein junger Vater.
In den türkischen Medien wird die Entführung nur am Rande dargestellt. Sie wird lediglich als weitere der vielen Taten der PKK registriert.
Freitag, 11. Juli 2008
Krisenstab tagt als Reaktion auf Entführung am Ararat
Der Krisenstab im Auswärtigen Amt in Berlin arbeitet an einer Lösung des Entführungsfalles. Doch die PKK erklärt: “ Wir hegen keine Feindseligkeit gegenüber dem deutschen Volk… Die deutsche Regierung behandelt und wie Feinde, und das wollen wir nicht.“ Den Bergsteigen gehe es gut, solange die Bundesregierung ihre Politik aber nicht ändere, lämen sie nicht frei. Außerdem müsse die Türkei ihr militärisches Vorgehen gegen die PKK beenden.
Auch Bundeskanzlerin Merkel wendet sich mit einem Appell an die Kidnapper. „Ich rufe sie auf, die drei Deutschen umgehend und unversehrt freizulassen.“ Gleichzeitig betonte sie, dass die Bundesregierung nicht auf die Forderungen der Geiselnehmer eingehen werde. Merkel weiter: „Die Bundesregierung wird alles tun, um die Freilassung zu erreichen und arbeitet dabei engstens mit den türkischen Stellen zusammen“. Der Bundesinnenminister hob das Verhalten der türkischen Behörden lobend hervor und betonte, keine Politik gegen das kurdische Volk zu betreiben.
Kritik an der Regierung im Ararat Fall
Die Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) kritisierte die Bundesregierung, da sich im Osten der Türkei bereits seit Monaten die Situation verschärfe. Nach Informationen des „Spiegels“ haben Führungskader der PKK die Bundesregierung Ende Juni vor „negativen Konsequenzen“ ihrer Kurdenpolitik gewarnt und sie aufgefordert, ihre „feindliche Politik gegen das kurdische Volk und seine Befreiungsbewegung“ aufzugeben. In unmittelbarer Folge habe die türkische Polizei dem BKA, dem Bundeskriminalamt gemeldet, dass in kurdischen Kreisen in der Türkei Unruhe herrsche. Das BKA habe am 2. Juni die Innenministerien der Länder informiert. Man habe die Information erhalten, dass Anschläge und Entführungen in der Türkei künftig nicht mehr ausgeschlossen werden könnten.
Kommentar zur Entführung am Ararat
Die Entführung der drei deutschen Bergsteiger in der Türkei ist ein Symbol des Protestes. Man sollte bedenken: die kurdische PKK hat die Opfer nicht unter den 70.000 Deutschen gesucht, die in der Türkei leben. Nein, sie hat drei Touristen entführt, während der Urlaubszeit, in kurdischen Gebieten, an einem Ort, der als sicher galt. Die Tat richtet sich gegen die konsequente deutsche Position zur PKK. Und sie trifft einen wichtigen Wirtschaftszweig: den Tourismus. Die Botschaft ist: im Kurdengebiet gibt es keine „sicheren“ Orte für Urlauber. Dies war bereits zwischen den Jahren 1992 und 2001 so. Seinerzeit war der Ararat wegen Aktivitäten der PKK und Verschleppung von Touristen gesperrt. Seit 2001 jedoch erfreute sich der Bergtourismus wieder wachsender Beliebtheit. Der gefasste PKK-Führer Abdullah Öcalan hatte vor Gericht für eine friedliche Lösung des Kurdenkonflikts plädiert. Fraglich ist, ob es einen Rückfall in die 1990er Jahre gibt.
Der deutsche Staat jedenfalls wird sich nicht auf die Forderung der PKK einlassen.
16.07.08
Am Ararat entführte Bergsteiger sind Opfer eines Machtkampfes innerhalb der PKK
Die in der Türkei entführten deutschen Bergsteiger sind offenbar Opfer eines Machtkampfes innerhalb der Rebellenorganisation der PKK geworden. So ist aus türkischen Medien zu entnehmen, dass PKK-Anführer Karayilan den Befehl gegeben habe, die drei Bergsteiger zu befreien. Der syrisch-kurdische PKK-Kämpfer Fehman Hüseyin, auch Dr. Bahoz Erdal genannt, der eine Splittergruppe innerhalb der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei anführt, habe die Bergsteiger verschleppen lassen, weil er seinen Platz in der PKK-Führung behaupten wolle. Diese Informationen stammen angeblich vom türkischen Geheimdienst.
Die PKK Sprecherin Sozdar Avesta, die sich in einem Versteck in den Kanil-Bergen von westlichen Journalisten interviewen ließ – erklärte zudem man sei bereit, die Geiseln dem Roten Kreuz zu übergeben. Hierzu ließ der Sprecher des Internationalen Roten Kreuzes, IKRK, in Genf verlautbaren, dass das IKRK bereit sei, als neutraler Vermittler zu agieren. Das setze jedoch voraus, dass sowohl die Geiselnehmer als auch die türkische Regierung dies wollten. Bisher sei aber niemand an das Reute Kreuz herangetreten.
Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu bereichtet, dass Hüseyin in Funksprüchen der Kurdenrebellen stark kritisiert werde. Er habe zu befürchten gehabt, beim nächsten Kongress des militärischen Flügels der PKK abgesetzt zu werden. Nun nutze er die Entführung als internes Druckmittel – entgegen dem Beschluss der PKK, keine Zivilisten mehr als Geiseln zu nehmen. Der PKK-Oberkommandierende Murat Karayilan, Cemal genannt, habe den Befehl gegeben, die deuschen Bergtouristen zu suchen und zu befreien. Man habe erkannt, dass die Entführung von Ausländern der PKK mehr schade als nutze.
So wird weiter berichtet, in Funksprüchen habe es geheißen: „Der Syrer (also Fehman Hüseyin) hat die rote Linie überschritten.“ Und: „Hüseyin hat sein Todesurteil unterschrieben.“
Der PKK Sprecher Ahmet Deniz aus den nordirakischen Kurdengebieten erklärte – entgegen den Erklärungen der Sprecherin Avesta – Voraussetzung für eine Freilassung der deutschen Trekking-Touristen sei ein friedliches Klima und ein Ende des türkischen Kampfes gegen die Kurden.
17.07.2008
Berg-Urlauber am Ararat doch nicht Opfer eines Machtkampfes
Die Bundesregierung glaubt nicht, dass die Entführung der deutschen Bergsteiger am Ararat das Werk eines eigenmächtigen Kommandeurs der PKK sei. Dies seien lediglich von der PKK verbreitete Gerüchte. Die PKK verfüge über eine hierarchischen Struktur. Keine örtliche Gruppe könne diese Tat in eigener Verantwortung geplant und durchgeführt haben. Sicherheitsexperten zufolge sei die PKK weiterhin eine straff geführte Kaderpartei nach marxistisch-leninistischem Muster.
Die Presse berichtet, intern werde in der PKK diskutiert, in welchem Maße die Geiselnahme der deutschen Ararat-Touristen der Organisation PKK eher nutze oder schade. Man nehme zur Kenntnis, dass in Deutschland Politik und Medien einhellig die Entführung verurteilen. Da in Deutschland mit jedem weiteren Tag der Geiselnahme das Verständnis für die von der türkischen Regierung betriebene Verurteilung und Darstellung der PKK als rein terroristische Vereinigung wachse, versuche die politische Spitze der PKK, sich mit einem möglichst raschen Ende der Entführung als mäßigende Kraft zu profilieren, vor allem gegenüber den Hardlinern in den eigenen Reihen und im militärischen Flügel. Die politischen Forderungen an Deutschland hätten dagegen in der internen Debatte der PKK bereits an Bedeutung verloren.
Die politische Führung der PKK wäre bereits zufrieden, so die Berichte, wenn die drei Bergsteiger nach der Geiselhaft gesund und psychisch stabil über das Verhalten der Entführer positiv berichten würden. Man wünsche sich, dass die Deutschen als Propagandaboten die von den PKK-Kämpfern erzählten Geschichten über die grausame Unterdrückung der Kurden durch die türkischen Sicherheitskräfte weitertrügen. So hoffe die PKK, dass die Geiselnahme sich doch nicht als Fehlkalkulation herausstelle, sondern dass letztendlich in Deutschland Verständnis für den „kurdischen Freiheitskampf“ hervorrufen werde.
18.07.2008
Kurdische Organisationen in Deutschland bemühen sich um eine bedingungslose Freilassung der deutschen Bergsteiger, die am Ararat entführt wurden, Dazu müsse die Türkei aber ihre Militäraktionen gegen die Kurden zumindestens zeitweilig einstellen. Auch solle sich die Bundesregierung für einen Waffenstillstand einsetzen. Für die Entführung, so heißt es, sei eine „lokale Guerillagrupe“ verantwortlich. Aus Berlin war zu vernehmen, dass sich der Krisenstab des Auswärtigen Amts weiter um eine rasche Lösung bemühe.
20.07.08
Am türkischen Berg Ararat entführte Bergsteiger sind frei
Knapp zwei Wochen dauerte die Geiselnahme deutscher Bergsteiger durch die kurdische PKK. Nunsind die Bergsteiger frei und befinden sich in der Betreuung türkischer und deutscher Behörden. Über die Gründe der Freilassung ist noch nichts bekann. Die Bundesregierung will keine Erklärung abgeben, um künftig in vergleichbaren Fällen handlungsfähig zu bleiben.
21.07.08
Die Bergsteiger, die eine Trekkingtour auf den Ararat geplant hatte und von der PKK entführt worden sind, sind auf dem Münchener Flughafen eingetroffen. Sie sind gesund, ihnen geht es gut.
Hintergründe der Entführung und Freilassung am Ararat
Nach türkischen Angaben waren die türkischen paramilitärischenn Gruppen den Entführern so nah gekommen, dass diese auf der Flucht gezwungen waren, ihre Geiseln frei zu lassen. Die PKK-Entführer hätten befürchten müssen, dass ihnen die Fluchtwege über die Grenze zum Iran abgeschnitten werden würden. Der erloschene Vulkangegel des Ararat liegt im Grenzgebiet zum Iran und zu Armenien. Ohne die drei Geiseln sei eine Flucht erfolgsversprechender gewesen. Die Geiseln im Gepäck seien zur Last geworden.
Die PKK hingegen behauptet, die Freilassung sei Ergebnis von Verhandlungen, die zwei kurdische Organisationen aus der Türkei geführt hätten. Die Freilassung sei keinesfalls aufgrund eines militärischen Drucks erfolgt.
Bundeskanzlerin Merkel wollte sich in einem Interview nicht dazu erklären, ob ein Lösegeld an die Entführer gezahlt worden ist.
Die Zahlung eines Lösegelds wurde also nicht dementiert, ist sogar sehr wahrscheinlich, denn die Geiselnehmer werden nicht ohne Gegenleistung die Geiseln freigelassen haben. Es wird irgendwelche Verhandlungen gegeben haben.
Bayerns Innenminister Hermann erklärte, nach seiner Wahrnehmung hätten die Gespräche der Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes und deren Kontakt zu Kreisen der Entführer bei der Freilassung „im Vordergrund“ gestanden. „Ich denke der öffentliche Druck oder der militärische Druck auf die PKK hat da weniger eine Rolle gespielt.“
Auch die These, dass es eine kurdische Splittergruppe gewesen sei, die die Entführung eigenmächtig, ohne Wissen der PKK-Führung unternommen habe, ist stark zu bezweifeln. Nach Angaben von Kennern ist die PKK,, der militante Arm der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei, noch immer straff organisiert. Eine Entführungs-Aktion ohne die Duldung durch Vorgesetzte sei folglich kaum vorstellbar.
Mit weiteren Entführungen durch die PKK in der Ararat-Region ist nach Meinungen von Experten nicht zu rechnen. Dafür sei für die Rebellenorganisation zu wenig herausgekommen. Die PKK hatte die Bundesregierungaufgefordert, ihre „feindliche Politik gegenüber dem kurdischen Volk und der PKK“ zu beenden. Das sei Bedingung für die Freilassung der Geiseln. Dieses Ziel hat die PKK nicht erreicht.
Zwar stand die PKK nun fast zwei Wochen lang in der Medienöffentlichkeit vor allem in Deutschland. Sie istz zudem in anderen Ländern wieder ins Bewusstsein der Menschen gerückt und habe sich als handlungsfähige Organisation zurückgemeldet.
Jedoch hat die Entführung die Organisation Sympathien gekostet. So hat sich In der deutschen Öffentlichkeit der Eindruck vergrößert, bei der PKK, die seit 1984 mit derzeit rund 5.000 Rebellen für die Unabhängigkeit der Gebiete im Südosten der Türkei kämpft, handele es sich um Terroristen und weniger um „Freiheitskämpfer“.
Und auch unter den Kurden selbst isti die PKK zumindest nicht beliebter geworden, wie sich aus verschiedenen Stellungnahmen ablesen läßt.
Viel ist somit für die kurdische Arbeiterpartei durch die Ararat-Entführung nicht herausgekommen
22.07.08
Die Ararat-Geiseln berichten
In der Presse berichten die entführten Bergsteiger über Einzelheiten der Entführung: Sie hätten fast täglich ihren Standort gewechselt, seien Nachts gewandert und tagsüber hätten sich die PKK Aktivisten mit ihnen versteckt gehalten: in Lava- oder auch Bärenhölen oder anderen Verstecken. Es habe sich dabei um Stützpunkte der PKK gehandelt. Drei bis neun Entführer hätten die Geiseln immer bewacht; die Personen hätten sich abgewechselt.
Die PKK habe ihnen erklärt, sie würden als Gäste angesehen; darauf hätten sie als Geiseln vertraut. Um ihr Leben hätten sie zu keiner Zeit gefürchtet. Ihnen sei erlaubt gewesen, die Deutsche Well im Radio zu hören, so dass sie immer auf dem Laufenden gewesen seien. Als grösste Gefahr erschien den Geiseln nach eigenen Angaben ein unmittelbares Aufeinandertreffen der Geiselnehmer mit der türkischen Armee; dann dann hätte es zu eine Auseinandersetzung mit Waffengewalt kommen können.
Die PKK-Entführer wollten sie nur neutralen Vermittlern ausliefern, damit objektiv festgestellt werden könne, dass sie von der PKK gut behandelt worden seien.
August 2008
Der Berg Ararat ist von den türkischen Behörden wieder zur Besteigung freigegeben. Reiseanbieter haben ihn auch sofort wieder in ihrem Bergsteigerprogramm aufgenommen. Es wird zur Tagesordnung übergegangen.