Reise zum Ararat

Die Reise zum Ararat ist auch immer eine Reise in biblische Welten, zu orientalischen Völkern, in fremde Landschaften. Man folgt den Spuren Karl Mays durch das Wilde Kurdistan.

Wir stellen hier eine Reise vor, die wir Ende August 2007 unternommen haben und hoffen, damit einen kleinen Eindruck von einem Besuch Ostanatoliens und einer Besteigung des Ararat vermitteln zu können.

In älteren Reiseführern liest man: „Die Besteigung des Ararat kann gefählich sein: schlechtes Wetter, bissige Hirtenhunde, Stein- und Eisschlag, Schmuggler und Gesetzlose können zu einem verhängnisvollen Ausgang des Unternehmens führen.“

Die dort beschriebenen Gefahren bestehen durchaus auch noch heute. Schließt man sich jedoch einer organisierten Gruppe an, so kann man zumindest die Gefahr, die durch Schmuggler oder Gesetzlose droht, minimieren.

Istanbul – das Tor zum Orient (24./25. August 2007)

Schon Karl May beschrieb Istanbul, das ehemalige Konstantinopel, als das Tor zum Orient. Am Bosporus gelegen, ist Istanbul die einzige Stadt, die sowohl eineneuropäischen als auch einen asiatischen Teil besitzt.

Istanbul liegt etwa 3 Flugstunden von Deutschland enfernt. Es ist unsere erste Zwischenstation auf dem Weg zum Ararat. Wer in Istanbul ist, wird die Blaue Moschee, die Hagia Sophia, den Großen Bazar besuchen, eine Bosporus-Fahrt unternehmen und noch einige andere Sehenswürdigkeiten bestaunen wollen. So haben wir es auch gemacht.

 

Van – Colpan (26.August 2007)

Sonnenuntergang am Vansee

Von Istanbul fliegt man in knapp 2 Stunden nach Van, das am Ufer des größten türkischen Sees, dem gleichnamigen Vansee, gelegen ist. Die Stadt Van hat nicht viele an touristischen Attraktivitäten zu bieten, ist sie doch nach dem 1. Weltkrieg komplett neu errichtet worden. Wir werden am Flughafen in Van von unserem türkischen Begleiter Yussuf abgeholt, der uns nach Colpan, einem kleinen kurdischen Dorf am Ufer des Vansess, begleitet. Vorher besuchen wir in Van ein türkisches Kaffeehaus, in dessen Garten wir zum ersten Mal den türkischen Tee genießen.

Das Dorf Colpan liegt etwa 1,5 Autostunden von Van entfernt. Gegen Mittag erreichen wir unsere Unterkunft.
Bereits am Nachmittag dieses Tages unternehmen wir unseren ersten Ausflug in die kurdische Landschaft. Wir besuchen ein kleines Gebirgsdorf und werden von dem dortigen Dorfvorsteher, dem Aga, zu einem Tee eingeladen. Wir sitzen unter Bäumen, Pappeln, die der Großvater des Dorfvorstehers in jungen Jahren anpflanzen lies. Wie wir mit Hilfe unseres türkischen Reisebegleiters erfahren, wohnen in dem Dorf nur Familienangehörige des Aga, dem der gesamte Grund und Boden des Dorfes gehört. Er ist Großgrundbesitzer, hat zwei Frauen und große Teile seines Landes verpachtet – arbeiten muss er also nicht.

Akcadag, 2943 m (27.August 2007)

Hügellandschaft am Vansee

Unsere erste Akklimatisationstour soll uns auf einen Gipfel des Akcadag führen, bis in etwa 2800 m Höhe. Den Gipfel können wir von unserer Unterkunft am See aus sehen.

Wir fahren mit dem Minibus auf der Straße Richtung Ercis, passieren einen Militärposten, bei dem wir unsere Namen hinterlegen müssen, und biegen bald auf einen Schotterweg ein, um Richtung Akcadag zu gelangen. In einem kleinen kurdischen Dorf steigen wir aus dem Fahrzeug und beginnen unsere Wanderung. Doch zunächst können wir eine erneute Einladung zum Tee nicht abschlagen, die uns der Vorsteher des Dorfes macht. Auch hier sitzen wir unter einigen angepflanzten Pappeln. Die Ehefrau ist bei der Arbeit, Schwägerin kocht den Tee, die Mutter grüßt uns nur von fern, sie kann kein türkisch, spricht nur einen kurdischen Dialekt.
Dann, um 10.15 laufen wir los. Wir begegnen kurdischen Schäfern, die ein Gewehr über der Schulter hängen haben. Sie begrüßen uns freundlich. Gegen 12.15 haben wir unser Ziel erreicht, einen der Gipfel des Akcadag, nicht den Hauptgipfel, aber dennoch sind wir oben, bleiben nur für eine halbe Stunde: ein Gewitter zieht auf. Wir wandern in ein anderes Tal, das sich dem Vansee entgegen streckt, hinab. Auf 1850 m Höhe werden wir an einem Dorf von unserem Kleinbus erwartet. Es ist 14.45. Wir fahren zurück nach Colpan, vorbei am Militärposten, der uns jedoch diesmal nicht anhält.

Süphan Dagi, 4058 m (28.August 2007)

Zum Süphan

Diesmal soll es schon etwas höher hinaus gehen. Der Gipfel des Süphan Dagi ist unser Ziel. Er liegt am Nordufer des Vansee und ist ein erloschener Vulkan. Von seinem Gipfel aus hat man einen wunderbaren Ausblick über die östlichen Gebirgsmassive des Taurus und den Oberlauf des Euphrat. Im Umkreis von 200 km überragt den Süphan nur der Ararat.

Wir stehen um 4.15 auf, frühstücken und fahren um 5.00 los. Die Fahrt führt uns wieder an zwei Militärposten vorbei. Wir befahren die Straße Richtung Ercis und weiter Richtung Adilcevaz bis wir rechts zu den Hängen des Süphan hinauffahren, zu einem kleinem Dorf. Kurz dahinter hört die Piste auf (2450 m) und wir wandern um 6.45 los. Die Scharte vor dem blockigen Gipfelaufschwung erreichen wir gegen 10.30. Wir sind nun 3800 m hoch. Auf dem Gipfel stehen wir dann um 11.45. Dort liegt in einer Blechkiste ein Gipfelbuch und eine zusammengefaltete türkische Fahne, die wir jetzt hissen. Wir bleiben nur kurz, da es windig und kalt ist. Hinter dem Blockgelände und der Scharte versuchen wir einen anderen Abstieg, versteigen uns jedoch, müssen wieder einen Teil des Weges zurück und sind so erst um 15.30 wieder bei unserem Fahrzeug, dessen Fahrer sich während unserer Tour in dem kleinen Kurdendorf bei bei Tee und Gesprächen die Zeit vertrieb.

Heute ist das Wetter besser als gestern, die Wolken verschwinden am Abend und wir können ein erfrischendes Bad im Vansee nehmen.

Ararat, 5165 m (29.8. – 31.8.2007)

Aufstieg zum Lager I (29. August)

Am Fuß des Ararat

Heute brechen wir in Richtung Ararat auf, fahren nach Dogubeyazit. Da dies etwa 150 km entfernt liegt, starten wir schon um 7.00 Uhr. Wieder passieren wir einen Militärposten. Auf der Passhöhe vor Dogubeyazit haben wir zum ersten Mal einen Blick auf den Ararat, an dessen Gipfel sich jedoch schon leichte Wolken kräuseln. In Dogubeyazit kaufen wir ein paar Wasserflaschen und Obst für unterwegs. Dann geht es weiter Richtung Eli. Vorher jedoch müssen wir umsteigen (8.45). Unser türkischer Begleiter Yussuf verabschiedet sich und übergibt uns einem anderen Yussuf, besser gesagt, dessen Koch. Denn der andere Yussuf ist unser Bergführer, befindet sich aber grade mit einer spanisch-türkischen Gruppe am Gipfel des Ararat. Also begleitet uns sein Koch ins Lager I, ins Green-Camp.

Wir starten den Treck auf etwa 2200 m Seehöhe, hinter dem Dorf Eli. Dort wird unser Gepäck auf Mulis verladen und wir marschieren mit leichten Rucksäcken die begrünten Hänge des Ararat hinauf. Gegen 13.00 Uhr erreichen wir das Green-Camp auf 3300 m Seehöhe. Bald darauf trifft auch Yussuf der Bergführer mit seiner Gruppe ein und wir haben einen gemeinsamen Mittagsimbiß. Danach steigen wir noch etwas weiter die Hänge hinauf, bis auf etwa 3700 m, der besseren Höhenanpassung wegen. Das Wetter wird allerdings schlecht. Als wir wieder im Lage sind, fängt es an zu Regnen und wir verbringen die Zeit bis zum Abendessen im Zelt.

30.August Aufstieg zum Lager II

Nur noch Geröll

Heute ist türkischer Nationalfeiertag, Unabhängigkeitstag. Zum Glück ist – trotz des schönen Wetters – nicht unser Gipfeltag, denn wir wären nicht alleine oben. Die türkische Bergsteigervereinigung hat für diesen Tag ein Gipfelprogramm organisiert. Wir treffen bei unserem Aufstieg zum Lager II viele dieser Bergsteiger.

Frühstück gibt es heute um 7.00 Uhr, um 8.15 trekken wir los. Das Gelände wird nun grau, Geröll und Felsen begleiten uns. Um 11.15 sind wir im Lager II auf 4150 m Höhe. Die Temperaturen sind hier merklich frischer. Nach dem Mittagessen gehen wir wieder ca. 150 Höhenmeter weiter, dann zurück, das Wetter ist wieder schlecht. Beim Abendessen wird der Terminplan für morgen, den Gipfeltag, festelegt. 1.30 ist Aufstehzeit.
Doch das Wetter wird schlecht. Es graupelt, ist kalt. Donner grollt. Im Zelt liegend glauben wir, Yussuf würde jeden Moment kommen und uns mitteilen, das der Gipfeltag gestrichen werden müsse.

 

 

 

 

31.Auguster Gipfeltag

Der Gipfel des Ararat.

Doch um 1.30 haben die Niederschläge aufgehört. Allerdings ist es bewölkt – und kalt – etwa minus 6 Grad. Um 2.00 frühstücken wir, um 2.30 marschieren wir los. Es ist stockfinster und als es dämmert, bewegen wir uns im Nebel. Als der Gletscher beginnt, müssen wir Steigeisen anlegen. Den Eispickel müssen wir nicht mitnehmen, da die Schneeverhältnisse gut sind. Ein Seil benutzen wir ebenfalls nicht. Vor dem letzen Gipfelaufschwung sehen wir, das der Nebel aufreißt. Die Wolken geben den Ararat frei und wir stehen bei strahlendem Sonnenschein und tiefblauem Himmel auf dem Gipfel. Es ist 6.00 Uhr. Eine türkische Fahne, auf dem Großen Bazar in Istanbul erstanden, wird entfaltet – und dann klicken die Fotoapparate. Es ist sehr windig und kalt. Wir bleiben eine knappe halbe Stunde, und treffen beim Abstieg auf weitere Gipfelstürmer, die allerdings erst lange nach uns ihr Ziel erreichen werden. Wir sind um 8.00 Uhr wieder zurück im Lager II. Yussufs Freundin kommt grade aus ihrem Zelt gekrabbelt: „Ach, ihr seid schon wieder da?“

Nach einer kurzen Stärkung (wir haben uns einen Schokoriegel von Yussuf verdient) steigen wir ab (9.00), nicht nur ins Lager II und Lager I (10,00), sondern, nach langer Pause im Lager I, bis ganz hinab, bis auf 2200 m. Dort sind wir um 13.30 und warten auf unser Fahrzeug.

Nun gibt es einen Zwischenfall: unserem Trekkingpartner Kristof geht es nicht gut, er bekommt einen Krampfanfall. Er hat zu wenig getrunken und die Sonne und die Höhe haben das übrige getan: sein Körper ist deydriert. Wir geben ihm viel Wasser und Magnesium – dann geht es ihm etwas besser.

Vor den Toren von Dogubeyazit übergibt Yussuf der Bergführer uns wieder unserem „alten“ Yussuf, der mit uns zum Ishak-Pasa-Palast fährt. Wir erkunden ihn ohne fachkundige Führung, da Yussuf den kranken Kristof ins Krankenhaus begleitet. Dort bekommt er eine Infusion, die ihm entgültig wieder auf die Beine hilft.

Nun fahren wir zurück nach Colpan am Vansee.

 

1.September Entspannung am Vansee

Der Vansee

Heute Vormittag steht Entspannung auf dem Terminplan. Auf der Veranda der Unterkunft am Vansee, von der man einen weiten Blick über den See genießt, gelingt dies sehr gut.

Nachmittags machen wir mit Yussuf unseren Abschiedsaufsflug. Wir besuchen ein Nomadendorf und besteigen einen knapp 2800 m hohen Berg, der genau östlich Colpans liegt. Von dort haben wir eine herrlichen Blick über den Vansee und einen weiteren kleinen See im Osten bis hin zum Ararat, dessen Schneegipfel wir in den Abendstunden frei von Wolken ausmachen können.

 

 

2.September Rückflug

Wir werden am frühen Vormittag von Yussuf zum Flughafen nach Van begleitet. Unser Flug geht zunächst nach Istanbul, wo wir uns von Kristof verabschieden. Da der Anschlussflug nach Düsseldorf erst gegen 18.00 geht, haben wir noch Zeit, für einen Ausflug in die Altstadt von Istanbul, die man mit der Metro bequem in etwa 40 min erreichen kann.

 

Ingo und Peter